Langsam läuft Flocke mit ihrer Reiterin auf dem Rücken durchs Dorf, das gescheckte Pferd der Großmeisterin ist bekannt und so wird ihr überall freundlich zugenickt und sie bemüht sich sehr, den Schein der Freundlichkeit aufrecht zu erhalten. Lediglich Leute welche die inzwischen vor Kummer sehr schmale und blasse Frau wirklich kennen sehen die tiefe Trauer und den Schmerz in ihren Augen. Hinter dem Dorf biegt sie ab und lenkt ihre Stute zu den Bäumen am Bach, hält sie dort an, steigt jedoch nicht ab, war es wirklich erst ein knappes Jahr her, dass sie hier gesessen sind mit einem Krug Bier und etwas Essen, das sie aus dem Gasthaus im Dorf mitgenommen hatten. Sie beugt den Kopf und beginnt heftig zu weinen, endlich, denn bisher ist dies nicht möglich gewesen, erst hier wo sie alleine ist, erst hier wo sie zusammen schöne Stunden mit viel Lachen und Scherzen verbracht haben, sich beide rundum wohl gefühlt haben, ohne an das Morgen zu denken, wo sie nur sich hatten. Langsam lässt sie sich seitlich aus dem Sattel rutschen und auf den Boden fallen, den Schmerz in der Hüfte als sie hart landet spürt sie nicht vor Kummer und Trauer, auch Flocke sieht etwas verblüfft zu ihrer Reiterin, aber die Stute weiß wie immer schon lange vor anderen dass etwas nicht stimmt und so beginnt sie friedlich zu grasen.
Von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt liegt Mini im Gras, sie kann es einfach nicht fassen, dass das Schicksal erneut so übel zugeschlagen hat und ihr den geliebten Freund entreißt. Irgendwann krabbelt sie auf allen Vieren unter einen der Bäume am Rand des Baches und setzt sich, lehnt sich mit dem Rücken an den Stamm und legt den Kopf in den Nacken WARUM!!!!!! WARUM SCHON WIEDER??? Ich kann nicht mehr, ich habe keine Kraft mehr schreit sie in den Himmel voller Verzweiflung, der Rest wird nur noch geflüstert, warum muss sie erneut einen so schweren Verlust verkraften. Finn...einer ihrer ältesten und liebsten Freunde die sie noch hat, der Mann der einst in Rottweil sein Schwert für sie zog um ihre Ehre zu verteidigen, als jemand gemeint hatte sie dumm anmachen und beleidigen zu müssen, der Freund der immer da war, der sie mit offenen Armen empfangen hat, egal was war. Der ihr vertraut hat und dessen Feinde die waren, welche schlecht mit ihr umgegangen sind und ihr Schmerzen zugefügt haben, welche sie tief verletzt haben. Immer war er für sie eingestanden und immer ist sie für ihn hin gestanden, auch wenn man sie beschimpft hat, weil ein Kaiserfeind ihr bester Freund war. Nicht immer waren sie einer Meinung gewesen, müssen wahre Freunde auch gar nicht sein, aber im Grunde ihres Herzens waren sie immer eins gewesen, in den ganzen Jahren ihrer innigen Freundschaft Grüß Daven und meine Kinder da oben bitte, Daven und du, ihr werdet euch gut verstehen, er ist ein Ehrenmann wie du mein Freund Erneut wird sie von einem heftigen Weinkrampf geschüttelt und vollkommen abwesend dreht sie sich zu dem Bach, stellt die Beine mit samt den Stiefeln hinein und zieht langsam ihr Hemd aus. Der Dolch aus ihrem Stiefel findet den Weg in ihre Hand und ganz langsam beginnt sie sich den Unterarm aufzuritzen, auf beiden Seiten, nur um etwas zu spüren, der Schmerz dringt jedoch nicht zu ihr durch. Mit stumpfen Augen sieht sie den roten Rinnsal zu das in den Bach tropft Bring mein Blut zu ihm in die Ferne, ich würde den letzten Tropfen für ihn geben und werde das auch tun wenn ich zurück bin, bis zum letzten Tropfen werde ich für sein Ziel kämpfen Immer wieder setzt sie neue Schnitte damit das Rinnsal nicht versiegt, mit der Hoffnung irgendwann wieder etwas zu fühlen, etwas zu fühlen wie sie beide letztes Mal hier an diesem Ort, und die Tränen rinnen ihr dabei immer noch über die Wangen
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