23.05 ~ Morgens ~ Irgendwo an einer Lichtung im Wald
Schon ein gutes Jahr musste vergangen sein, seitdem er ein stolzes Mitglied des Ordens war. In dieser Zeit hatte man den Rotschopf immer wieder ein- und ausgehen sehen. In all dieser Zeit hatte er sich, ja, man konnte es wohl so sagen, einen Namen im Orden gemacht. Seit so langer Zeit hatte er den an der Burg angrenzenden Walt immer nur als eine Ansammlung von Bäumen gesehen und keinen besonderen Wert zugewiesen, doch nun war es an der Zeit gewesen, diesen einmal zu erkunden. Zwar hatte Sey seine Umhängetasche dabei, ebenso wie einen Bogen, der noch nicht gespannt war und einen Köcher voller Pfeile. Der Inhalt der Umhängetasche war recht spärlich. Bis auf ein bisschen etwas zum Essen und zwei Bechern war nicht mehr dabei. Er vertraute darauf, dass es irgendwo im Wald einen Bach geben musste, an dem man trinkbares Wasser zu sich nehmen konnte. Außerdem hatte er nicht vor, allzu lange wegzubleiben.
Er musste wohl schon eine Weile über Stock und Stein gegangen sein, bis er vor sich eine Lichtung erblickte, welche groß genug für sein Vorhaben schien. Noch war von der Sonne nicht allzu viel zu sehen. Lediglich einige Sonnenstrahlen fielen zu solcher morgentlicher Stunde durch das Geäst und diesen Sonnenstrahlen war es wohl auch zu verdanken, dass er die Lichtung nicht übersehen hatte. Der Rotschopf lächelte, als er seine Umgebung auf sich einwirken ließ. Die Lichtung bestand aus einer Erhöhung auf der Seite, auf der die Sonne aufging, also wohl Osten. Diese Erhöhung flachte ziemlich schnell ab, so dass man sich vielleicht fragte, ob diese Erhöhung tatsächlich natürlichen Ursprungs war, oder etwas darunter begraben sein sollte. Der Rotschopf machte sich darum aber keine Gedanken. Nein, er wollte die Erhöhung nutzen, um die ganze Lichtung gut im Blick haben zu können und von dort ein paar Pfeile abschießen.
Als er an der Erhöhung ankam, ging es darum, seinen Bogen zu spannen. Blitzschnell hatte er den Bogen zwischen seinen Beinen auf Kniehöhe und hielt mit beiden Knien ein Ende des Bogens, so dass er den Bogen ohne Probleme biegen und die Schlinge der Sehne an dem anderen Bogenende befestigen konnte. Voilá, schon war der Bogen gespannt. Nun holte er einen Pfeil hervor. Dieser, genauso wie auch die anderen Pfeile in seinem Köcher, hatten keine Jagdspitze, sondern lediglich eine runde Spitze aus Eisen. Dadurch konnten Pfeile viel besser wieder aus Bäumen gezogen werden, während man es mit einer Jagdspitze vergessen konnte. Geschwind spannte er den Bogen. Der Bogenarm, welcher den Bogen hielt, war ausgestreckt und die Hand des anderen Armes zog die Sehne bis ans Kinn. Vor ihm, auf der anderen Seite der Lichtung sah er sein Ziel, einen Baum, der sich etwas von den anderen Bäumen abhob, weil dieser kein Laub mehr hatte. Sein Geist wurde freigemacht, indem er an nichts anderes mehr dachte, als die Flugbahn des Pfeils. Zum Glück wehte kein Wind, was das Zielen wesentlich einfacher gestaltete. Die Sehne wurde losgelassen und just in diesem Moment vernahm er hinter sich ein Knacken von Geäst. Er zuckte vor Schreck zusammen und verwackelte den Bogen so sehr, dass die Sehne an den Arm peitschte, welcher den Bogen hielt und der Pfeil dadurch nicht einmal 10 Fuß weit kam. Schmerz stieg auf und benebelte in Form von Tränen seine Sicht. Er wusste, dass sein Arm nun wohl bestenfalls nur aufgeschürft war, im schlimmsten Fall jedoch aus einer Wunde blutete. Selber schuld, wenn du die Ausrüstung nicht mitnimmst. dachte er sich und riss sich zusammen. Es bedurfte viel Körperbeherrschung, um nicht aufzuschreien und stattdessen einen neuen Pfeil an den Bogen zu legen. Erst jetzt sah er, dass sein Arm nun schon mit vielen blauen Flecken übersät war, aber zum Glück nur aus wenigen kleinen Wunden blutete. W...wer ist da? kam es mit einem Hauch zu viel Angst.
(( Hier kann jeder mitmachen, der will. ))
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